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Freitag, 11. Oktober 2013

Indien 1 – Unglaubliches Nordindien

Das Chaos am Grenzübergang in Sunauli zeigt uns, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Nachdem wir glücklich alle Formalitäten erledigt haben, wollen wir losfahren. Dies ist jedoch doch gar nicht möglich, da die einzige Fahrspur aus dem Ort heraus durch wartenden Gegenverkehr blockiert ist.  

Ein Polizist läuft vor uns her und scheucht alle Fahrzeuge weg, die auf unserer Seite stehen. Mit viel Mühe gelingt es ihm eine gut 2 Meter breite Gasse frei zuräumen. Dauernd fährt wieder ein Auto , eine Motorritschka oder sonst ein Gefährt in diese Gasse. Mit wild fuchtelnden Armen und unter dem permanenten Ausstoß von Schimpfwörtern werden auch diese Hindernisse beseitigt. Nach etwa 20 Minuten haben wir 300 Meter geschafft und das Schlimmste überstanden. Wir können nun endlich fahren. Die Straße ist erstaunlich gut. Wir können bis zu 40 Km/h fahren (mit der Zeit wird man eben bescheiden). Manchen Indern - speziell Busfahrern – ist dieses Tempo jedoch zu langsam. Bei vollen Gegenverkehr überholt uns ein Bus. Erst geht dem Fahrer wohl die Übersicht verloren und dann der Platz aus. Jedenfalls zieht er während des Überholens nach links (Linksverkehr!) und streift mit dem Bus zunächst die Markise und dann den rechten Außenspiegel.

Busverfolgung
Ich verfolge den Bus und kann ihn schließlich im nächsten Ort stoppen. Zeit den Fahrer zur Rede zu stellen, was völlig sinnlos ist da er sowieso kein Wort versteht, und den Schaden zu begutachten. Die Markise sieht ziemlich ramponiert aus lässt sich aber wieder reparieren. Der Spiegel ist lediglich verdreht und der Halter etwas verbogen. An der Wohnkabine ist – Gott sei Dank – kein Schaden. In der Zwischenzeit hat sich ein riesiger Menschenauflauf um den Bus und das Ogermobil gebildet. Geschätzte 200 Passanten stehen herum, begutachten die Schäden oder diskutieren fachmännisch den Hergang. In der ganzen Menschenmenge ist jedoch kein einziger Polizist zu entdecken und ein Polizeirevier ist auch nicht in der Nähe, also fahren wir alle weiter.

Der Rest der Fahrt verläuft auf der völlig überfüllten Straße. Einige Busse, LKW's, und Autos, sowie unübersehbar viele Motorrischkas, Rischkas, Mopeds und Fußgänger teilen sich die schmale Straße, die den prahlerischen Namen „National Highway“ trägt.

Reparatur auf dem "National Highway"

In lockerer Folge tauchen auch noch Kühe, Esel, Schweine, Ziegen, Affen und Hühner auf der Fahrbahn auf. Bis auf die Fußgänger und Tiere macht jeder soviel Krach wie möglich um den anderen Verkehrsteilnehmern das eigene Kommen anzukündigen. Ein permanentes Hupkonzert ist die Folge. Unsere Drucklufthupe - die jeden rechtschaffenden TÜV-Mitarbeiter in Entsetzen verfallen lassen würde - ist ebenfalls im Dauereinsatz und sorgt dafür, daß wir ohne weitere Zwischenfälle Varanasi erreichen.

Varanasi – die heilige Stadt der Hindus. Die Stadt in der man die Spiritualität der Hindus spürt. Der Höhepunkt der Indienreise .... etc,etc. So lautet die Beschreibung von Varanasi im Lonely Planet - Reiseführer.

Was wir vorfinden ist eine unglaubliche Stadt. Unglaublich voll, unglaublich dreckig, unglaublich laut und die Einwohner sind unglaublich gut im Ausnehmen von Touristen.

Normalzustand 1
So eine Stadt haben wir noch nicht gesehen. Der Verkehr ist noch schlimmer als in den Tagen zuvor.

Normalzustand 2

Die Straßen sind voll. Mit Leuten, Tieren. Alles, von der Ratte bis zur Kuh, tummelt sich in den engen Gassen. Die Schweine fressen sich an den Müllbergen satt (in Indien sind wir nun Vegetarier). Bettler und Obdachlose sitzen und liegen auf den Straßen und verbringen damit den Tag.

Bettler
Jeder Rikschafahrer, Boots- und Ladenbesitzer versucht die Touristen über das Ohr zu hauen. Besonders schlimm ist die Situation in der Altstadt an den Ganges Ghats. Die Einen baden im Ganges (aus religösen Gründen), die Anderen waschen die Wäsche und die Dritten füllen sich köstlich braunes Wasser in Flaschen ab.
Ghat am Ganges
Direkt nebenan werden die Toten aufgebahrt und anschließend in aller Öffentlichkeit verbrannt. Dabei ist es überall unglaublich schmutzig und stinkt.

Holzlager für die öffentliche Leichenverbrennung
Für uns ist die Stadt ein Alptraum und wir sind froh das wir nach zwei Tagen weiterfahren. Richtung Süden. In die Mitte von Indien. Dort soll alles besser sein.

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