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Mittwoch, 23. Dezember 2015

Tilbury - Dakar

Die Entfernung von Tilbury nach Antwerpen beträgt rund 280 Kilometer. Die Reisezeit aber über 24 Stunden. Grund ist der Hafen von Antwerpen. Zunächst liegt das Schiff stundenlang auf Reede, dann dauert es nochmals Stunden bis es die Schelde rauf gefahren ist und die Schleuse zum Hafen passiert hat.

Es ist Samstag. Morgens starten wir wieder zum Landausflug. Bis zur nächsten Bushaltestelle sind es „nur“ gut 5 Kilometer Fußmarsch. Am Samstag fährt der Bus Richtung Stadt immerhin alle zwei Stunden. Nach einer Stunde Busfahrt und anschließend noch ein paar Minuten mit der Straßenbahn sind wir am Mittag in Antwerpen. Vom Bahnhof marschieren wir zum Rathausplatz. Dort gönnen wir uns belgische Pommes in einer urigen Imbissbude. Danach noch ein Bummel über den Weihnachtsmarkt und eine Besichtigung der Kathedrale.
Rathausplatz Antwerpen
Kathedrale Antwerpen
Langsam fangen die Füße an, sich bemerkbar zu machen. Wir nehmen den nächsten Bus und machen uns auf den Rückweg. Wieder eine Stunde Busfahrt und die Aussicht auf einen weiteren 5 Kilometer Spaziergang. In der Zwischenzeit ist es auch noch dunkel geworden. Glücklicherweise brauchen wir nicht die gesamten 5 Kilometer zurücklaufen. Wir werden von einem Belgier mitgenommen. Er und seine drei Kinder rücken in ihrem Kleinwagen etwas zusammen und bringen uns bis an das Hafentor. Wieder sind wir pünktlich zum Abendbrot zurück.
Antwerpen - Beladung
Am Abend soll die GRANDE NIGERIA auslaufen. Dies ist jedoch nichts weiter als die Wunschvorstellung des Kapitäns. Erst verzögert sich die Beladung mit Autos für Westafrika, dann ist wohl die Hafenschleuse „ausgebucht“. Es dauert jedenfalls weitere 36 Stunden bis es endlich weiter geht. Nächstes Ziel ist Dakar. Uns stehen mindestens 6 Tage auf See bevor.
Schleuse Antwerpen - Außer der GRANDE NIGERIA sind noch 4 kleinere Kähne dabei
Die GRANDE NIGERIA ist jetzt ziemlich voll geladen. 300 Container, 3300 Autos, LKW's und Baumaschinen. Insgesamt 15.000 t. Dazu noch 300 t Diesel, 2800 t Schweröl und rund 5800 t Ballast. Für die 12 Passagiere und 25 Mann Besatzung 450 t Frischwasser und 66 t an sonstigen Dingen. Zusammen mit den rund 18.000 t Leergewicht erreicht die GRANDE NIGERIA etwa 45.000 BRT.
Bis auf's Dach - Autos soweit man sehen kann.
Das Wetter ist weiterhin äußerst bescheiden. Je weiter wir in Richtung Biskaya kommen, desto unruhiger wird die Fahrt. In der Nacht schaukelt das Schiff schon ziemlich heftig. Der Vorteil ist, dass man sich beim Schlafen nicht umdrehen muss, dass erledigt schon der Seegang. Am nächsten Morgen fehlen zwei Mitreisende beim Frühstück... 

Trotz hoher Wellen, Marcello hat in der Kombüse alles im Griff
Wir haben weiterhin hohen Wellengang und starken Gegenwind. Das Schiff erreicht nur 2/3 der geplanten Geschwindigkeit. So dauert es 2 Tage bis wir die Biskaya hinter uns haben. Ab jetzt wird das Wetter mit jeder Meile besser, die See ruhiger und die beiden fehlenden Mitreisenden tauchen auch wieder auf. 

In Höhe von Lissabon reißt der Himmel endlich auf. Strahlender Sonnenschein, der Sturm ist nur noch ein laues Lüftchen und das Wasser spiegelglatt. 
Dehnungsübungen
Die Temperaturen überschreiten endlich die 20°C Marke und die Besatzung packt die brandneuen Liegestühle aus. Wir sind im Süden angekommen und verbringen unsere Zeit nun überwiegend an Deck oder auf der Brücke. 

Spanisch lernen - hoffentlich mit Erfolg

Der Kapitän lässt es jetzt richtig krachen. Die GRANDE NIGERIA fährt jetzt mit über 19 Knoten (~ 34 km/h).
Alles im Griff - auf der GRANDE NIGERIA
Am Montagvormittag (21.12.) erreichen wir Dakar. Dann passiert erst einmal nichts. Für 48 Stunden ankern wir vor dem Hafen. 
Vor Dakar

Am Mittwoch Vormittag legt die GRANDE NIGERIA an. So schnell wir können, gehen wir in die Stadt. Am Nachmittag besuchen wir noch die Sklaveninsel Goree. 
Hafen von Goree

Die Tür ohne Wiederkehr - von hier wurden die Sklaven nach Übersee verschifft.

Und – wer hätte es gedacht – pünktlich zum Abendbrot sind wir wieder an Bord.

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