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Montag, 21. März 2016

Antarktis 4 – Pirschfahrten mit dem Zodiac

Am dritten Tag unserer Reise steht die erste Zodiac-Pirschfahrt auf dem Programm. In der Cierva Cove (North Gerlach Strait) werden die Boote zu Wasser gelassen. Die Bucht ist bei Forschern und Touristen gleichermaßen beliebt. Mit ziemlicher Sicherheit sind hier Wale anzutreffen. Die Erwartungen werden auch nicht enttäuscht. 

Das Highlight des Zodiacausflugs sind die Buckelwale: erst können wir einen schlafenden Wal beobachten, dann eine Mutter mit Kind, die ganz dicht am Boot sind, unter unserem Boot durch tauchen, auf der anderen Seite des Bootes wieder auftauchen und schließlich noch ihre Schwanzflosse präsentieren.
Die Mini-Eisberge, die hier in der Bucht treiben, haben teilweise spektakuläre Formen und ermöglichen aus jeder Perspektive gute Bilder. 

AKADEMIK VAVILOV hinter Eis


Durch das Traumwetter erleben wir eine Postkartenidylle. Da das Wetter so gut ist, hat die Besatzung den Grill angeworfen und das Mittagessen wird auf dem hinteren Deck serviert.
Mittagessen in der Antarktis
Wir fahren weiter nach Norden in den Antarktic Sound. Die Meeresstraße umrundet die Antarktische Halbinsel und führt in die Weddelsee. 

Sturm im Antartic Sound
Die AKADEMIK VAVILOV passiert eine Kette gigantischer Tafeleisberge. Die Tafeleisberge sind Überreste des Eisbergs B15, der 2002 vom Rosseischelf abgebrochen ist und seitdem von den Strömungen um die Antarktis getrieben wird. Die Bezeichnung „Eisberg“ ist für B15 eigentlich irreführend, denn B15 war ursprünglich etwa 380 Kilometer lang und 40 Kilometer breit. Seine Überreste haben immer noch Längen von mehrere Hundert Metern und ragen 40-50 Meter aus dem Wasser heraus.
Tafeleisberg
Den Landausflug am Brown Bluff mussten wir wegen des herantreibenden Seeeises ziemlich schnell beenden. Die Gelegenheit wird jedoch genutzt um eine Zodiacfahrt zu machen. Zunächst umrunden wir Eisberge und Eisplatten. Dann sichten wir am Rande der Bucht ein Gruppe Buckelwale und etwas weiter eine Gruppe „Minki-Whales“. Es ist 15:00 Uhr. Die Wale schwimmen in der Bucht auf und ab und … fressen. Das Wasser ist voll von Krill und die Wale können nicht genug bekommen. Für sie ist es wohl wie Weihnachten – und für uns auch. 
Wal auf Tauchstation
Ständig sind wir von Walen umringt. Bis zu 20 Wale tummeln sich in der Bucht, präsentieren uns ihre Flossen und Schwanzflossen.
Buckelwal vor der AKADEMIK VAVILOV
Wir hören sie atmen, sie fressen und – stinken. Teilweise tauchen Sie unter dem Zodiac durch oder tauchen kurz davor auf. Es ist gigantisch. Die Show dauert bis 18:30 Uhr. Dann wird es langsam kalt und die Batterie der Kamera ist auch leer.

In der Hope Bay – nahe der Station „Esperanza“ findet die nächste Zodiacrundfahrt statt. Wir fahren mit Karen, die wiederum Harry (ihrem Ehemann und Eisexperten) folgt. 
Harry zeigt die Richtung - Da ist der Gletscher
Der hat etwas ganz besonderes vor. Er fährt zur Gletscherfront in der Hope Bay und macht das, was man eigentlich nie machen soll. Er fährt direkt an den Gletscher. Gletscher zum Anfassen (von unten). Aber, er ist ja Eisexperte, hat das schon öfter gemacht und bis jetzt überlebt. Ein wirklich seltenes Erlebnis. Wir brechen ein bisschen Eis ab und lutschen es.
Gletschereis
Durch den starken Wind wird viel Eis von der Weddelsee in den Antarctic Sound getrieben. Es ist nicht möglich in die Weddelsee zu fahren, deshalb wird kurzentschlossen eine Zodiacrundfahrt in der Kinnes Cove auf Joinville Island eingeschoben. Die Bedingungen sind ziemlich schlecht. Der Wind macht das Wasser unruhig und drückt Eis in die Bucht. Zunächst passiert wenig, da es nichts zu sehen gibt und es doch ziemlich kalt ist. Das ändert sich schlagartig als wir in das Seeeisfeld hineinfahren. Hier liegen überall Robben auf Eisschollen und sonnen sich. 
Robben beim Sonnenbad
Wir fahren bis auf wenige Meter an die Tiere heran, die uns neugierig beäugen. Aber, nicht alle Robben lungern nur herum. Eine hat Hunger und jagt einen Pinguin, direkt neben dem Zodiac. Wir werden Zeuge, wie sie ihn fängt, tötet, zerlegt und letztlich frisst. 

Das Ganze dauert eine Viertelstunde. In der Zeit hat sich das Eisfeld zusammen geschoben und wir stecken im Packeis. Wenn es kein durchkommen mehr gibt, fährt Harry mit dem Zodiac auf eine Eisscholle und gibt Gas. Langsam aber sicher schiebt er die Eisscholle damit aus dem Weg. Sobald sich dadurch eine Öffnung im Packeis auftut, fährt er in diese hinein und das Spiel beginnt an der nächsten Scholle von vorn. Wir brauchen rund 30 Minuten für 200 Meter.
Auf der Suche nach dem Weg aus dem Eis
Das Schiff ist jedoch noch 2 Kilometer entfernt und der Weg dorthin führt über ziemlich offene See. Entsprechend hoch sind die Wellen. Harry gibt Gas und das Zodiac hüpft auf und ab. Jetzt spritzt es ordentlich. Schauer über Schauer ergießt sich über uns. Ich sitze vorne, sehe am besten und bekomme das meiste ab. Wir sind klatschnass, als wir am Schiff ankommen. Dank der regenfesten Kleidung aber nur äußerlich.

Unsere letzte Zodiacrundfahrt ist am Cape Lookout auf Elefant Island. Es ist wieder ziemlich windig. Im Vergleich zu den letzten Rundfahrten ist es diesmal ziemlich unspektakulär. Das eigentlich besondere an Elefant Island ist die historische Bedeutung. Auf dieser Insel haben 22 Mann der Shakleton Expedition (1914-1917) für Monate auf Rettung gewartet. Ziemlich unvorstellbar, wenn man die lebensfeindlichen äußeren Bedingungen einmal erlebt hat.
Elefant Island -Ungastliche Küste

Von Elefant Island wird die AKADEMIK VAVILOV direkten Kurs auf die Falklandinseln nehmen.


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